Zum Inhalt springen
Startseite » Der Generationenvertrag auf dem Scheideweg: Neue Renten-Ideen braucht das Land!

Der Generationenvertrag auf dem Scheideweg: Neue Renten-Ideen braucht das Land!

Generationen

Im Bundestagswahlkampf ging es inhaltlich unter anderem um die Frage, ob die von Norbert Blüm einst geäußerte Zusage gehalten werden kann, wonach die Rente auch zukünftig sicher ist. Während sich die SPD zumindest für ein stabiles Rentenniveau einsetzte und auch das Renteneintrittsalter nicht erhöhen wollte, forderte DIE LINKE gar eine Anhebung des Sicherungslevels und eine Absenkung des Pensionsalters. Doch eigentlich hatte ich gedacht, dass wir in den 20er-Jahren des 21. Jahrhunderts gedanklich flexibler sind, als ständig in Pauschalisierungen zu denken. Es ist vollkommen richtig, dass über ein Fünftel der Deutschen noch vor Erreichung des 70. Lebensjahres verstirbt – und damit wenig von einer Rente hat, wenn der Ruhestand erst mit 67 beginnt.

Gleichermaßen scheint es ungerecht, wenn ein rüstiger Selbstständiger bei bester Gesundheit arbeiten will, aber durch gesellschaftliche Konventionen dazu gedrängt wird, im Alter den Platz für die nächste Generation freimachen zu müssen. Das menschliche Dasein ist bereits aus anthropologischer Sicht auf Individualität ausgerichtet. Es spielt also bereits eine Rolle, wie unsere Konstitution genetisch angelegt ist – und vor allem, welchem Beruf wir nachgehen. Person X kann im selben Job möglicherweise länger arbeiten als Y, weil sie physiologisch und psychologisch belastbarer ist. Daneben ist doch auch völlig klar, dass der Straßenarbeiter seltener auf über 40 Berufsjahre kommt als der Bürosachbearbeiter. Das Leben lässt sich nicht in Schwarz-Weiß denken. Genauso wenig unsere Rente. Weshalb ermöglichen wir daher nicht ein selbstbestimmtes Eintrittsalter?

Im Sozialstaat muss sich die „ausgebrannte“ Pflegekraft darauf verlassen können, dass sie auch mit 57 Jahren in den Ruhestand gehen kann – und ihre Bezüge solidarisch vom Manager gezahlt werden, der auch mit 75 noch in der Chefetage sitzt. Dieses Prinzip kann aufgehen, das haben andere Länder gezeigt. Ähnlich verhält es sich auch mit der Finanzierung unserer Rente: Es gibt viele Beispiele, wie die derzeitige umlagenbasierte Altersversorgung fortentwickelt werden kann. Die Konzepte liegen auf dem Tisch, keines davon ist in seinem Absolutheitsanspruch ideal. Stattdessen braucht es ein kreatives und mutiges Kombinieren und Ausprobieren. Es genügt nicht, die verkrusteten Strukturen aufzuweichen – sie müssen nicht nur im Blick auf die Demografie entfesselt werden.

Deshalb braucht es nachhaltige Ansätze, um das bisherige System weiterzuentwickeln. Dabei könnten folgende Aspekte wie ein flexibles Renteneintrittsalter mit maximaler Zeitspanne von 15 Jahren für bestimmte Berufsgruppen (wobei die Abschläge für eine frühere Rente gedeckelt werden müssen), die Förderung von Umschulungen für Menschen ab 50 Jahren – vor allem für jene Personen, die zwar nicht mehr im eigenen Job arbeitsfähig sind (beispielsweise aufgrund von körperlichem, seelischem Verschleiß), prinzipiell aber dem allgemeinen Arbeitsmarkt in anderen Tätigkeiten noch als Erwerbsfähige zur Verfügung stehen können –, der Ausbau und die Förderung der privaten Renten- und Pflegevorsorge, eine reformierte Unterstützung für die gesetzliche Rentenversicherung durch die Einbeziehung von höhen Vermögen, Selbstständigen und ausschließlich Privatversicherten eine Rolle spielen.

Daneben ist durchaus an stärkere Steuerzuschüsse zu denken, um letztlich das generelle Renteneinstiegsalter mit notwendigen Ausnahmen und das Rentenniveau stabil zu halten. Gleichsam ist eine Überprüfung der über die Inflation hinausgehenden Anstiege momentaner Renten auf Gerechtigkeits- und Nachhaltigkeitsaspekte vorzunehmen. Dabei darf auch die kritische Hinterfragung des derzeitigen Rentenfinanzierungssystem nicht ausgeschlossen werden. Und auch wenn viele Experten davor warnen, könnten die weitergehende Einbeziehung aktienbasierter Modelle für die Sicherstellung der langfristigen Zahlkraft der deutschen Rentenkasse eine Überlegung sein, immerhin gibt es gute Ansätze, teilweise Beiträge in wertgesicherte Fonds zu investieren.

Natürlich hat sich die „Blüm’sche“ Floskel längst überholt. Künftig ist die Rente eben nicht mehr sicher. Und das liegt am Umstand der abnehmenden Geburtenrate einerseits, an der fehlenden Bildung von Rücklagen in Zeiten überdurchschnittlicher und die Preissteigerungen bei weitem übertreffender Rentenanpassung der Gegenwart. Selbstredend haben die älteren Menschen von heute Anspruch darauf, auf die finanzstarke Einzahlung von Beiträgen der jungen Generation von heute zu vertrauen. Doch wer denkt dabei an das Morgen?

Bildquelle: pixabay.com/…/echo-ökologisch-nachhaltige-ökologie-1983516

Autor: Dennis Riehle (Kontakt: [email protected])

Newsletter Anmeldung